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Channel: denken – stepanini*
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Mitbringsel

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Gestern hatte ich Sehnsucht. Ich habe Räucherstäbchen angezündet. Das half.

Wenn ich eines früh gelernt habe, dann das Reisen um vor sich oder irgendetwas wegzulaufen nicht funktioniert. Man nimmt sich immer selbst mit. Was hingegen hervorragend funktioniert: Reisen lässt einen als Anderer zurückkommen. Das sind die Mitbringsel der besonderen Sorte.

Ich war schon lange nicht mehr gereist. Ich war unterwegs und viel weg. Mal ein paar Tage Südtirol, schnell in die Schweiz, übers Wochenende nach London, ein Abstecher nach Strasbourg, eine Woche Luft holen im Norden. Aber die Art des Reisen, bei dem einem alles Bekannte genommen ist, bei dem es keine Anknüpfungspunkte gibt, weil man weder Straßenschilder noch Sprache, Gesten und Gebräuche kennt – diese Art des Reisens hatte ich schon lange nicht mehr.

Und dann waren vier Wochen Bali. Mit wenig Gepäck und noch weniger Plänen. Außer dem sich treiben zu lassen.

Ich habe viel aufs Meer geschaut. Das habe ich nicht zum ersten Mal getan, aber in so einer Ausführlichkeit schon. “Was kümmern den Ozean die Wellen?” habe ich mal gelesen. Ich weiß leider nicht mehr wo, aber ich musst oft denken an diesen Satz. Das Hin und Her der Wellen und immer wieder diese Weite, so unendlich weit, so weit das Auge reicht. So tief – das hat geholfen so vieles auch mal gut sein und manchen Gedanken los zu lassen. Dieses ewige Kommen und Gehen ging auf mich über. Oft bin ich auch darüber eingeschlafen, was genauso großartig ist.

Und dann war da noch etwas anderes. Vor jedem Haus, vor jeder Tür, an jeder Ecke liegen Opfergaben. Blumen, Räucherstäbchen. Auch hier passiere ich oft Kirchen. Aber es ist etwas anderes, bei jedem Schritt daran erinnert zu werden, Teil eines großen Ganzen zu sein und dankbar dafür.
“Small house, small temple. Big house, big temple”, erklärt Raki. Das klang bestechend einfach und logisch. Und auf etwas das im Westen verloren gegangen ist. In Analysen über unsere Zeit und was viele darin so unglücklich macht ist oft von der “just-do-it”-Kultur die Rede. Das Versprechen der westlichen und modernen Welt, dass jeder Erfolg haben kann, wenn er sich nur genug anstrengt. Just do it. Jeder kann es schaffen. Aber Erfolg ist nicht allein an Leistung gekoppelt, ist nicht nur ein Verdienst. Die gehörige Portion Glück, die dazugehört fällt oft unter den Tisch. Übrig bleibt allein der Druck, mehr zu machen, mehr zu leisten, schneller zu sein, besser. Wie beruhigend hingegen diese Erinnerung, dankbar zu sein, vielleicht sogar ergeben, dass es etwas Größeres gibt als mich selbst und ich nicht alles in der Hand. Und lächeln.

Mehr lächeln. Selten habe ich so viele Menschen so oft lächeln sehen.

“Vom Kleinen ins Große. Erst sich ordnen, dann ist auch Ordnung in der Familie”, sagte er und lächelte. So bestechend einfach, so wahr.

Ich habe so vieles mitgenommen aus der Zeit in Bali. Manches lässt mich sicher nicht mehr los. Und manches hole ich mir mit Räucherstäbchen wieder zurück.

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