Soll ich etwas schreiben oder soll ich nicht? Ist das meine Aufgabe? Reden nicht schon genug Menschen diese Tage und geben ihren Senf dazu? Was zählt da meine Stimme? Und was ist überhaupt mein Beitrag? Alle sind sich so sicher, wer auf der richtigen Seite steht, wer Schuld hat und was zu tun sei. Ich nicht. Ich höre den Argumenten der einen und denen der anderen Seite zu und versuche irgendwo dazwischen etwas zu finden, was nicht Wahrheit ist, weil ich nicht glaube, dass es die eine gibt, aber vielleicht einen Weg. Was schon einmal ein Ausweg wäre aus der Sackgasse des lauten Beschimpfens, der Schuldzuweisungen und der einfachen Antworten.
Im Sinne von Hannah Arendt, die ich so bewundere für ihre Klarheit, versuche ich zu verstehen, was mir zwar nur mittelmäßig gelingt, mich aber nicht davon abhält, es weiterhin zu versuchen.
Ein paar kleine, leise Stimmen, die mich zum Nachdenken gebracht haben in den letzten Wochen und eine neues Licht geworfen haben auf Aspekte, die ich so nicht gesehen oder bisher übersehen hatte. Einige, die mich einfach nur froh gemacht haben. Was auch schon viel ist.
- Eine Sendung, die mir gefallen hat, weil sie Ruhe reinbringt. Zwei, die gegensätzlicher Ansichten sind, aber überlegt diskutieren. Der eine wollte zuerst absagen, hat aber seine Meinung geändert und allein schon für dieses ehrliche Ansprechen und Reingehen in eine Diskussion, entsteht dann ein guter Diskurs. Ich höre zu und das nährt genau den Wunsch, den ich hätte: Diskutieren, miteinander ringen, verbal ausfechten statt beschimpfen und beschuldigen.
- Ein Artikel über die andere Seite des Helfens.
- Ein Artikel über Kultur und die Rolle der Frau, der mir gefallen hat, weil er Aspekte anspricht, die zwar nicht gerne thematisiert, aber auch nicht weggeschwiegen werden können. Dem entgegengesetzt die Anforderungen, denen man als Frau hierzulande so begegnet. Ergänzt um die Sichtweise von Roger Willemsen, der nichts hinzuzufügen wäre. Schöne Musik von Frauen, die sonst nicht gehört werden. Entdeckt bei Indre, einer Frau, bei der ich nicht müde werde zu lesen und ihr zuzuhören und die mir ein Vorbild ist in so vielem, die mir immer wieder Mut macht.
- Hoffnung für das Gute im Menschen. Jetzt auch wissenschaftlich bestätigt. Hoffnung für mich selbst. Noch nicht belegt, aber ich arbeite daran. Hoffnung für eine neue Art des Arbeitens. Auch hier tue ich mein Bestes, versage täglich und gebe doch nicht auf.
- Marina Abramovic. Über sie habe ich schon viel geschrieben, weil sie eine Künstlerin ist, die mir viel bedeutet. Sie spricht über die drei Herangehensweisen, die den Unterschied machen könnten: Humor, Verletztlichkeit, Fehlertoleranz.
- Ein Film, der das tut, was gute Filme zu tun vermögen: Die Augen öffnen, die Welt für eine kurze Zeit durch die Augen eines anderen sehen lassen.
- Ein Lied, weil es mit Musik immer alles besser geht. Und ein Liebeslied, das nicht ins Kitschige abdriftet, gleich hinterher. Liebe und Musik – es muss gut werden.
- Ein Artikel von Jonathan Franzen, warum das ewige Freunde bleiben nur etwas für Feiglinge ist und was Technologie damit zu tun hat. Allein schon klickenswert wegen der passenden Illustration von Sarah Illenberger.
- 45 Sekunden Steve Jobs, weil er Mut macht. Und den sollten wir nicht und niemals nie verlieren. „Once you realize that. The world will never be the same.“
Dass der Einzelne in und mit seinem Tun einen Unterschied machen kann. Daran halte ich fest. Darüber will ich schreiben. Das werde ich nicht müde zu sagen.