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Channel: denken – stepanini*
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Begrüßen Sie mit mir

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Auf einem Kongress wird der nächste Redner angekündigt. Anmoderiert. Da wird im Vorfeld recherchiert, die wichtigsten Stationen zusammengeschrieben und die Eckdaten gesammelt. Der Zuhörer soll sich schließlich einstellen können, soll eingestimmt werden, auf das was ihn erwartet.

Auf einer Konferenz vor zwei Tagen wurde der Vorstand einer Pharmafirma angekündigt. Da fügen sich automatisch Bilder im Kopf zusammen, in meinem zumindest. Da ist das Urteil schon gefällt, da weiß man bereits, was kommt. Was man eben so liest. 

„Er ist ein Mensch, Philosoph und Systemiker“, so wird er auf die Bühne gebeten. Noch vieles mehr. Aber diesen erste Satz, der brannte sich ein bei mir.
Der Gedanke, dass das was wir gerne tun und womit wir uns viel beschäftigen uns formt und verinnerlicht und wir so zum Philosophen und Systemiker werden und nicht allein durch die absolvierten Semesterscheine, gefiel mir. 

Und dann die schöne Bezeichnung: „Er ist ein Mensch.“ Das stand nicht auf den Moderationskarten, das ist so herausgerutscht, vielleicht achtlos, weil wenn alle Augen auf einen gerichtet sind, nicht jedes Wort kontrolliert werden kann. Da wurde kein Adjektiv vergessen. Nicht intelligent, außergewöhnlich oder wenigstens belesen. „Er ist ein Mensch.“ Das sind wir  alle, automatisch und auch wieder nicht. Die Idee, dass in einer Welt des Handelns, Managens, Profit machens und Wirtschaftens einer darüber nicht verlernt hat, Mensch zu sein – was eine Ankündigung, was ein Titel.


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